09.09.2022 | Ausbildung häusliche Pflege Nicole Westig
Nicole Westig zu Gast beim Bezirksverband Aachen
Gesundheit und Pflege – Fachkräftemangel und Überlastung pflegender Angehöriger
Nicole Westig ist pflegepolitische Sprecherin der FDP und Mitglied im Gesundheitsausschuss. Aufgrund der Aktualität des Themas war die Veranstaltung sehr gut besucht.
Die Herausforderungen im Pflegebereich sind enorm. Fachkräftemangel, Überforderung von pflegenden Angehörigen, finanzielle Schwierigkeiten für Angehörige durch die Kostensteigerungen für Pflegebedarf und schlechte Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte, sind nur einige Probleme. Die Bundestagsabgeordnete nahm sich viel Zeit und sprach in ihrem Vortrag alle Punkte an. Vieles sei im Koalitionsvertrag vereinbart. In der Pflege konnten 80 % der Stellen nicht besetzt werden. Corona hat die Lage noch verschärft.
Nicole Westig berichtete in ihrem Vortrag, dass es notwendig ist die Ausbildung attraktiver zu gestalten und Pflegekräfte sich bessere Arbeitsbedingungen wünschen. Zudem muss die Anerkennung von Berufsabschlüssen im Ausland vereinfacht werden. Ein Problem ist, dass der Fachkräftemangel über 25 Jahre gewachsen ist und viele Gesetzgebungen der letzten Jahre nur Symbolcharakter hatten.
Auch in der Pflege setzen die Liberalen auf beste Bildung. Deswegen wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Ausbildung modernisiert und auf Rehakliniken ausgeweitet wird. Die Vermittlung digitaler Kompetenzen gehören genauso dazu wie die Harmonisierung der Assistenzausbildung, der Ausbau der Pflegewissenschaft und -forschung sowie unser Aufstiegsversprechen auch für die Pflege.
Dass in der häuslichen Pflege meist immer noch Frauen diejenigen sind, die kostenlose Care-Arbeit übernehmen liegt zum einen an tradierten Rollenbildern und an typisch weiblichen Lebensläufen. Da Frauen meist schon wegen der Kinder oft in Teilzeit tätig sind, erscheint es dann, im Fall der Fälle logisch, dass sie diejenigen sind, die ihre Angehörigen pflegen. Wir benötigen einen Umbruch im klassischen Gesellschaftsbild. Dies geht nicht von jetzt auf gleich und im Hinblick auf disruptive Entwicklungen hinken so manche gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher.
Nicole Westig betonte, was für Liberale wichtig ist. Selbstbestimmt in allen Lebenslagen. Menschen sollen befähigt werden, so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können. Dies kann mit einer guten ambulanten Versorgung und mit einem nachbarschaftlichen Netzwerk, wie es in den Niederlanden bereits praktiziert wird, gelingen.
Zur künftigen Finanzierung der Pflege schlägt die FDP ein Drei-Säulen-Modell vor – analog wie bei der Rente. Die Umlagefinanzierung, die kapitalgedeckte betriebliche Vorsorge und die kapitalgedeckte private Vorsorge. Dies alles mit einer größtmöglichen Transparenz und Aufklärung.
Im Anschluss an den Wortbeitrag wurde rege diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass wir auch hier vor großen Herausforderungen stehen, die dringend angegangen werden müssen.
Bleibt abzuwarten wann der Gesundheitsminister diese Probleme angeht oder ob er weiterhin Corona als das überragende Thema ansieht.
Von Links: Bettina Houben, Andrea Wolff, Dagmar Göbbels, Nicole Westig MdB
Foto: Irene Seeger